Dem grauen Wetter in Deutschland entfliehen? Klarer Fall, also mal wieder nach Orpierre. Nach einigen Staus in der Schweiz, wo wir uns ohne Ski auf dem Dach schon fast wie Aussätzige vorkamen, erreichen wir wieder das Gebiet der Europäischen Gemeinschaft. Da man in Frankreich doch andere Vorstellung von ganzjährig geöffneten Zeltplätzen hat als wir, mußte der geplante Zwischenstopp nach Grenoble verschoben werden - es ist immer gut, überall auf der Welt Bekannte zu haben.
Nach einem ausgiebigen Frühstück erreichen wir nach knapp zwei Stunden
Orpierre. Nach dem Abladen des Gepäcks in der Gîtes Croq'Roc
bei Pierre-Yves kann mich nichts mehr bremsen. Ich treibe die anderen zum
Falaise de Château und bald haben wir
schönen festen, sonnenbeschienen Kalk in der Hand.
Die Sicherungen hier sind mehr als ausreichend, so daß bei einigen Leuten
ungeahnte Vorstiegsgelüste wach wurden.
Die Angaben beruhen im wesentlichen noch auf dem Kletterführer von 1987. Bei der heftigen Erschließungstätigkeit ist es problematisch hier ständig den neuesten Stand zu halten. Außerdem sollt Ihr ja noch einen Anreiz haben, den neusten Führer zu kaufen.
Die Wand, die das Tal abschließt. Der Hauptteil liegt fast den ganzen Tag in der Sonne, der linke Teil (Zone érogène (6b) bis ca. Echine (6a+)) bekommt ab 16.oo Uhr Schatten.
Die Absicherung ist normal. Im rechten Wandteil gibt es viele Zwei-SL-Wege. Die 4er Wege befinden sich im ganz rechten Teil. Mit einem 50m-Seil kommt man hier gut zurecht - eventuell muß der Sichernden eine Wandstufe höher.
Wunderschöne Kletterei an Leisten und Löchern, teilweise recht kleingriffig.
Inzwischen zwei Untersektoren. Die Wände sind sehr unterschiedlich ausgestattet, es gibt regelrechte Kindersektoren (Für Krnirpse vorstiegstauglich!) und normale Bereiche, die durchaus steil sind.
Windgeschützt und angenehm im Winter. Etwa 15 min vom Parkplatz l'Adrech.
Schulungsgebiet für Seilmanöver, Routen mit mehreren Seillängen, Standplat und Abseilpiste über 2 Seillängen außerhalb der Routen. Eher für Kletterer der Schwierigkeitsbereiche 4c bis 5b geeignet. Für Kletterer in Gruppen ist dieser Bereich ungünstig [Kletterführer 1998]
Die Wege links (6 Stück) sind durchweg Kinder-Vorstiegstauglich. Durchgehend Ein-Sl-Wege. Die Wege sind teilweise 30 m lang!
Die Schwierigkeitsbewertungen sind m.E. gut für's Selbstwertgefühl, wenn Ihr versteht...
Vom Parkplatz an der Kirche aus zu sehender Wandabschnitt. Er ist nach Ost-Südost ausgerichtet und liegt nachmittags (ab ca. 13-14 Uhr) im Schatten.
Vom Parkplatz beim Friedhof den Wegweiser folgend. Nach leichtem Anstieg erreicht Ihr nach ca. 10 min den Sektor "les racines du ciel" im linken Wandbereich. Unterhalb des Wandfußes schlängelt sich ein Weg nach rechts zum Sektor "des grands surplombs-mur de l'anticlinal".
Der linke Teil des Châteaus. Hier dominiert leichte Kletterei auf
Leisten und geneigten Platten. Die Absicherung liegt zwischen übersichert
und normal (3-3,5 m). Für die meisten Routen reicht ein 50m-Seil, einige
sind aber ca. 30m lang (Palmer (5b),
Carnado (4c), Think Punk (5b), ...).
Die Maudit manège hat zwei SL (5c+ und 6b+).
Die Routennamen stehen (fast) immer am Einstieg angeschrieben.
Der rechte Teil des Châteaus. Hier finden sich die schönsten und
schwersten überhänge (falls man sowas mag). Die Wege sind meist anhaltens
schwer, die Absicherung im allgemeinen normal.
In diesem Sector gibt es noch viele Projekte. Die Routennamen stehen meist
angeschrieben. Es gibt mehrer Zwei-SL-Wege.
Dieser Teil ist am äussersten Ende des Châteaus. Am Ende der großen Wandflucht links um die Ecke. Dieser Teil liegt eigentich immer im Schatten und ist wegen der Nähe des Baches recht kühl. Also das ideale Segment für den Tag zum Sonnenbrand auskurieren. Durch den Bach und den Wasserfall am Talschluß sehr reizvoll. Allerdings müßt Ihr bei einigen Routen (7 Todsünden also Les Sept pécheés capitaux) beim Seilabziehen aufpassen, sonst landet es im Bach. Normale Absicherung. Leider sind die Routennamen nicht angeschrieben und es gibt im rechten Teil schon wieder neue Routen. Mit dem Zählen am besten links beginnend (6b - auch wenn's von unten nicht so aussieht, wenn Ihr die Fingerspitzen in die Leiste krallt, glaubt Ihr's).
Dieses Gebiet kenne ich nicht, deshalb zitiere ich nur mal den KleFü:
»Großes Abenteuergelände mit Routen von 3 bis 5 SL. In den Pfeilern
auf der rechten Seite gibt es außergewöhnliche SL in einer senkrechten
Mauer mit Löchern, Schwierigkeit
6b/6c. ...
Die Wand ist im Winter sehr sonnig. ... Doppelseil empfohlen«
Zur Zeit 12 Wege, Einstiegs-SL nicht unter 5a.
In diesem Sektor gibt es alpin angehauchtes Klettern: lange Routen, luftige Standplätze. Die Routen können härter erscheinen als in anderen Gebieten von Orpierre - sagt Pierre-Ives. Hier ist Doppelseil und Helm ein Muß!
Der eigentliche alpine Sektor. Hier dominieren Routen mit 4 bis 6 Seillängen! Ab frühen Morgen in der Sonne, ab 15.oo Uhr soll es schattig werden.
14 Wege meist eine, manchmal zwei Seillängen (Achtung: teilweise 40-m-Abseilen!). Teilweise sehr windig und ggf. kalt.
schöne, leicht geneigte Wandkletterei. Der darüberhängende Teil ist eine verbotene Zone. Wegen Steinschlagproblemen wurde hier einige Routen wieder abgebaut - also nicht wundern, wenn ihr angeschriebene Routennamen aber keine Haken seht.
strenggenommen nur eine Untersektor von Ramier. Die namensgebende Route hat 7 Sl. (5b/5a/4c/4c/4c/5b/6a+ (oder A0/4c))
Zwei-SL-Wege, meist gibt es für die zweite Hälfte zwei Varianten.
Früher verwendeten die Bauern dieses Gebiet als Sonnenuhr - lag es im
Schatten, war es nach 16 Uhr (4 Uhr = quatre heures). Bis 16 Uhr ist
dieses Gebiet also Sonnenschutzcremepflichtig. übrigens: das Gebiet wird
nicht auf Sommerzeit umgestellt!
Ein 50m-Seil ist ausreichend.
Entweder vom Ort auf einem ansteigenden Weg hinauf (ca. 15 min) oder mit dem Auto zum Parkplatz l'Adrech (Nachtparkverbot!) und in wenigen Minuten zur Wand. Das Quatre heures erreicht ihr an einem Vorsprung. Hier gabelt sich der Weg: links in den Sektor Ouest (West) und rechts in den Est (Ost).
Dieser Sektor besteht aus kurzen Routen, für die ein 50m-Seil ausreicht. Die Absicherung istz normal bis übersichert. Geklettert wird an Leisten und großen Löchern. Die Routen ganz rechts (ab Tisane virtuose (6a+))sind teilweise sehr Fingerunfreundlich.
Im Ostteil dominiert Plattenkletterei. Hier gibt es auch einige kurze Zwei-SL-Wege. Die Routen sind übersichert.
2003 wurde begonnen das Massiv La Puy zu erschließen. Genauere Infos kann man im Kletterladen gekommen. Da das Gebiet recht sonnengeschützt ist, ist es vor allem für warme Tage geeignet. Teilweise 40 m Seillängen. 1. Sl.: 5c ... 7a, 2. Sl: ab 7a. Topo
Die Routen sind mit Ringhaken oder einzementierten Bohrhaken ausgestattet.
Fast alle enden an einer Kette zwischen zwei Haken, meist mit einem
Karabiner zum ablassen. Die Sicherungsabstände bewegen sich zwischen 2 (im
Kletterführer: S wie übersichert) und 3,5 Metern (N wie normale
Bestückung). Gelegentlich gibt es auch Routen mit größeren Abständen
(im Kletterführer: E). Aus diesen Abständen resultiert ein Bedarf von 12-14
Expreßschlingen. Allerdings zwingt Euch niemand, alle Haken zu klinken.
Eure Klemmkeile und Freunde könnt Ihr getrost zu Hause lassen.
Achtung: Bei einigen Routen kommt die Umlenkung erst nach
30 Meter und bei neueren teilweise noch später.
Ein 70m-Seil oder ein Doppelseil ist hier von Vorteil.
Ansonsten gilt: Macht einen Knoten ins Seilende und paßt beim Ablassen auf!
Von Grenoble die A51 Richtung Sisterone bis zum Ende un dann die N75 über den Col de la Croix Haute Richtung Sisteron und dann in Eyguians rechts nach Orpierre abbiegen. Im Ort parken (Belleric-Parkplatz hinterm Dorfplatz bzw. am Schwimmbad) und zu den Wänden oder 100m die Straße weiter zum Gîtes oder an der Kreuzung am Beginn des Marktplatzes nach links zum Zeltplatz.
Orpierre liegt in der Departément Hautes-Alpes Es bietet die Beschaulichkeit eines südfranzösischen Dorfes mit einer grandiosen Felskulise. Nach dem Absterben der Landwirtschaft hat sich der Ort voll und ganz der Kletterei verschrieben: hier ist der Kletterer nicht nur geduldet, sonder ausdrücklich willkommen. Den regionalen Kletterführer gibt es überall im Ort: in der Boulangerie, im Lebensmittelladen, in den Kneipen, ...
In der Umgebung des kleinen Dörfchens finden sich im Moment 8 erschlossene Hauptwände, die alle bequem zu Fuß erreichbar sind und Routen in den Schwierigkeiten 3 bis 8a bieten. Der Hauptschwerpunkt liegt dabei im Bereich 4 bis 6. Die Zustiege sind gut ausgeschildert - die Wege kurz. Orpierre selbst liegt ca. 650 m hoch die Kletterwände zwischen 700 und 900 m.
Im Durchschnitt hat Orpirre nur 80 Niederschlagstage pro Jahr und die Felsen trocknen auch relativ schnell wieder ab - selbst in einem arg verregneten März...
Wenn es in Deutschland noch kalt und grau ist, könnt Ihr Euch in Orpierre schon einen kräftigen Sonnenbrand holen. Ab März ist es schon sehr warm, jedenfalls in der Sonne - der Mistral kann schon sehr unagnehm werden -, im Sommer läßt sich nur noch im Schatten klettern, im Herbst ist es warm, selbst im Winter läßt sich hier klettern - allerdings zur Belustigung der dickvermummten Südfranzosen, die der Meinung sind, es wäre kalt...
Im Ort gibt es eine Boulangerie (Bäckerladen Samstag und Sonntag geöffnet), ein kleines Lebensmittelgeschäft (allerdings nur vormittags geöffnet) und einen recht gut ausgestatteten Kletterladen (falls der Besitzer nicht gerade Routen einrichtet), sowie eine Bar (Hôtel des Alpes) und die le Quartz Grill-Bar Pizzeria. Falls das nicht reicht findet sich in Richtung Sisteron noch ein Intermarche und in eineinhalb bis zwei Stunden seid Ihr in Grenoble...
Im Ort und in der Umgebung gibt es mehrere Möglichkeiten: Zeltplätze und zahlreiche Gîtes.
Bisher haben wir immer Gîtes bei Pierre-Yves gemietet (oder auf dem Zeltplatz) und waren damit sehr zufrieden. Besonders die Gîte du Tréoule in Etoile Saint-Cyrice ist sehr schön (Das alte Pfarrhaus (1703) eines stillen kleinen Bergdorfs ca. 7 km von Orpierre entfernt), hat nur leider einen etwas längeren Zugang zu den Felsen... (ca. 10 min. bis Orpierre). Zu den anderen Gîtes kann ich leider nix sagen.